Lif erwachte auf einer Matraze in einem leerstehenden Lagerhaus, auf der er die Nacht verbracht hatte. Wie üblich rekapitulierte er noch einmal kurz den gestrigen Tag. Seine geplante Abreise, das Treffen mit den anderen Mitgliedern des Teams, das Geisterschiff, wie er es inzwischen nannte und, und dabei musste er grinsen, der krönende Abschluss des Tages...

Nachdem er den Tag eigentlich schon für beendet erklären wollte, hatte er sich doch noch entschlossen, Vidasal zu folgen, wo immer sie auch hingewollt hatte, da bei Soldaten, die sich vom Dienst entfernten, grundsätzlich eine gute Chance bestand, dass man das, was sie taten, später einmal gegen sie verwenden konnte, wenn denn Bedarf bestand...
So war er ihr bis zum Sonnenschein, einem völlig überteuerten Hotel für reiche Bonzen gefolgt.
'Was will sie hier? Das liegt jedenfalls nicht in der Preisklasse einer einfachen Rekrutin...'
In diesem Moment war ihm klargeworden, dass sich der Abstecher definitiv gelohnt hatte. Sicherheitshalber wartete er einige Minuten, dann betrat er das Hotel.
Hinter der protzigen Theke im Eingangsbereich saß eine Empfangsdame, die sichrlich nicht glücklich über die Nachtschicht war. Sie musterte ihn abschätzend, schien jedoch zu dem Schluss zu kommen, dass hier kein potentieller Kunde des Hotels vor ihr stand, so dass sie ihn einfach ignorierte, in der Hoffnung, dass er gleich wieder verschwinden würde. Stattdessen trat er auf sie zu.
"Entschuldigen sie bitte, ich habe durch Zufall bemerkt, dass eine gute Freundin von mir hier hergekommen ist. Das war vor ein paar Minuten." Er beschrieb Vidasals Aussehen. "Könnten sie mir zufällig sagen, welches Zimmer sie hat?"
Jetzt konnte sie ihn nichmehr ignorieren.
"Tut mir Leid, wir erteilen grundsätzlich keine Auskünfte über unsere Gäste. Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie jetzt gehen würden."
Wie von Zauberhand erschienen auf der Theke einige Geldstücke.
"Bitte, ich würde mich wesentlich besser fühlen, wenn ich wüsste, wie es meiner Freundin geht."
"ich habe schon gesagt, wir erteilen keine Auskünfte."
Noch mehr Geldstücke erschienen auf der Theke.
Die Empfangsdame blickte sich misstrauisch um. Dann lies sie das Geld so plötzlich, wie es erschienen war, vom Tisch verschwinden.
"Naja, genaugenommen ist ihre Freundin", sie betonte das Wort so, dass kein Zweifel daran bestand, was sie von seiner Geschichte hielt, "ja kein Gast des Hotels, daher kann ich wohl eine Ausnahme machen."
Sie beugte sich näher zu ihm hin.
"Sie war bereits im Voraus angekündigt, und ich sollte sie auf Zimmer des Hochverwalters der van der Wall Gruppe bringen. Ich nehme an, sie können sich denken, was das zu bedeuten hat."
Und ob er das konnte.
"Und jetzt muss ich sie wirklich bitten zu gehen, mein Chef kann hier jeden Moment auftauchen, und wenn er mich mit ihnen sprechen sieht..."
"Schon verstanden, ich verzieh mich..."
Zum Abschied schenkte er ihr noch ein breites Lächeln.

Und so hatte sich die Liste der Dinge, von denen ganz bestimmt keiner wollte, dass er sie wusste, wieder um einen Punkt verlängert. Aus dem Wissen, dass der Hochverwalter sich an den Besitztümern Daens vergriff, lies sich bstimmt noch irgendwann Kapital schlagen...